Grün wächst von unten für alle – Positionspapier zum Bebauungsplan Hallen Kalk – Pflanzstelle Kalk, Dezember 2019*

Pflanzstelle bleibt

Im ersten Planungsentwurf für das Bebauungsverfahren sollte die Pflanzstelle auf eine betonierte, lichtarme Fläche umziehen. Im aktuellen Entwurf bleiben wir an nahezu Ort und Stelle. Das ist ein großer Erfolg: Für den Widerstand der Pflanzstelle, das Engagement der anderen Akteur*innen, die Beteiligung der Kalker Bürger*innen.

Pflanzstelle bleibt widerständig

Uns ging es nie nur um den Erhalt unseres Projekts, sondern um viel mehr: um den Erhalt der gesamten grünen Brachfläche an der Neuerburgstraße, um sozialverträgliche Stadtentwicklung, um Klimagerechtigkeit. Dafür stehen wir weiter ein!

Mit Kalk kann man’s ja machen?

Kaum ein Stadtteil in NRW ist dichter bebaut als Köln-Kalk. Während stadtweit 45,7 m² Grün (Parks, Friedhöfe, Grünflächen) auf jede*n Einwohner*in kommen, gibt es in Kalk und Humboldt-Gremberg gerade mal 8,3 m² pro Person. Das ist ein Spiegel der großen Klimaungerechtigkeiten: sozioökonomisch benachteiligte Gebiete sind die Leidtragenden, was Versiegelung, Überhitzung, Luftbelastung und mangelnden Raum für Menschen, Tiere und Pflanzen angeht. Die Notwendigkeit von neuem Wohnraum dagegen auszuspielen, ist ein kalkulierter Konflikt. Wohnungen und Grün passen sehr gut zusammen, wenn dafür auf Prestigeobjekte und Parkraum verzichtet würde. Und wieso nicht da neu bauen, wo mehr Platz ist? Wieso privilegierte Viertel unangetastet lassen und Kalk endgültig zubauen?

Klimanotstand ist nicht nur ein Wort

Vor dem Hintergrund der global drohenden Klimakatastrophe ist es auch im Kleinen Zeit für große Schritte. Beschlüsse wie der ausgerufene Klimanotstand des Kölner Stadtrats sind bisher nur Lippenbekenntnisse ohne Konsequenzen. Dies reicht bei weitem nicht aus – jede neue Versieglung von Boden, jeder neu gebaute Autoparkplatz und jede Straße muss kritisch geprüft werden, und zwar durch Mitbestimmung der Betroffenen.

Wir fordern:

  • Keine Bebauung der Brachfläche
  • Entsieglung der Kranbahn
  • naturnahe und erfahrbare Gestaltung der Grünflächen
  • Schaffung autofreier Zonen
  • Entscheidungsmacht der Bürger*innen
  • Umsetzung des Masterplans Stadtnatur des Bundeskabinetts und des Beschlusses zum Klimanotstands bei der Planung neuer Flächen
  • gerechtere Verteilung von Grünflächen im Stadtgebiet

Köln braucht Freiräume

Die Pflanzstelle leistet einen wichtigen Beitrag für die Lebensqualität und das Gemeinwesen des Veedels. Menschen unterschiedlichster sozialer Kontexte bringen sich hier ein, vernetzen sich, tauschen sich aus, handeln Entscheidungen aus und gestalten gemeinsam einen Ort des Miteinanders. Damit sind wir im Kleinen auch ein Experimentierraum für gesellschaftliche Gestaltungsprozesse von unten. Wir sind ein selbstorganisierter Freiraum, der sich an den Bedürfnissen der Menschen im Stadtteil ausrichtet. So sollte auch Kommunalpolitik funktionieren. Überall in Köln sind ähnliche Freiräume wie die Pflanzstelle in Gefahr, mit denen wir uns solidarisieren. Nicht den Planungsbüros gehört die Stadt, sondern den Menschen, die in ihr wohnen!


*Das Positionspapier ist in einem diversitätssensiblen, rassismuskritischen Diskussionsprozess entstanden, an dem vorwiegend Menschen mitgewirkt haben, die nicht von Rassismus betroffen sind. Die Pflanzstelle positioniert sich als solidarischer Ort, an dem Privilegien und Machtstrukturen reflektiert werden sollen.