Rede RabAZ-Demo 7.Oktober 2018

Wir sind heute hier, weil linke Freiräume in Köln und auch außerhalb immer stärker bedroht sind. Bedroht von einer Planungs-, Regierungs- und Verwaltungskultur die sich nur noch von Interessengruppen leiten lässt, die mit dem Geld winken. Bedroht von einem zunehmenden Ausverkauf von Allem was Profit abwerfen könnte. Das sehen wir in der gewaltsamen Räumung des Hambacher Forstes, in dem sich die Polizei als Handlanger von einem zukunftslosen Himmelsfahrtskommando einspannen lässt. Wir sehen das im Umgang mit dem AZ, das seit Jahren nur noch umzieht und einem Bebauungsplan nach dem nächsten weichen soll. Und auch wir in der Pflanzstelle erfahren diese Praxis momentan am eigenen Leib.

Auch wir sind kein Umzugsunternehmen. Wir sind ein urbaner Gemeinschaftsgarten in Kalk, der seit 2011 auf einer Brache in der Neuerburgstraße, inmitten des verschwenderischen, konsumgetriebenen Wahnsinns, den wir überall um uns herum beobachten können, einen alternativen Weg aufzeigt. Wir sind ein Freiraum! Alle können mitmachen. Wir versuchen, alle Barrieren abzubauen, die dem Mitmachen im weg stehen könnten. Bei muss man nicht zahlen, um mitzumachen, um gemeinsam zu Gärtnern oder eigene Ideen zu verwirklichen, und man muss auch nichts kaufen, um es sich im Garten gemütlich zu machen. Wir entscheiden gemeinsam, im Kollektiv.

In Kalk wird seit anderthalb Jahren das große Gelände der ehemaligen Klöckner-Humboldt-Deutz-Betriebe neu beplant. Obwohl im Planungsprozess immer wieder betont wurde, dass man uns erhalten will und wie wichtig urbane Gärten für die Stadt sind, ist uns mittlerweile klar, dass wir als nichts anderes als ein Lückenfüller betrachtet werden, den man beliebig auch irgendwo in einem Keller unterbringen kann. Die Planungen der Verwaltung sind intransparent, Ergebnisse aus der Bürgerinnenbeteiligung werden verworfen und wir haben kein Vertrauen mehr, dass wir bei „denen da oben“ mitgedacht werden. Und davon haben wir genug! Wir sind überzeugt, dass Stadtentwicklung von unten passieren muss und nicht verordnet werden kann. Was gut für Kalk ist, wissen am besten die Menschen in Kalk! Und dafür kämpfen wir!

Das bedeutet auch, dass wir gegen eine Stadt- und Stadtteilpolitik sind, in die wir nur wenige Einblicke bekommen und der wir nicht vertrauen können. Und dass wir gegen das verbreitete Bild in den Köpfen der Menschen kämpfen, dass eine Brache ein funktionsloser, ein defekter Raum ist, dem nur Bebauung neues Leben einhauchen kann.

Natürlich ist das Quatsch! Wenn unsere Brache ein funktionsloser Ort ist, dann ist der Kölsche Klüngel basisdemokratisch.

Diese Brache ist nicht nur Freiraum. In einem der am dichtesten bebauten Stadtteile überhaupt, ist sie ein wichtiger Lebensraum für Insekten. Sie ist eine letzte verbleibende Lunge um in Zeiten von vertrocknenden Parkbäumen die Stadt wieder runter zu kühlen. Wir sehen es nicht ein, dass auch noch die letzten unversiegelten Flächen in eine Betonwüste verwandelt werden.

Wir finden es wichtig, dass es in Kalk wilde Pflanzen gibt, Luft zum Atmen und, ja, auch Orte, an denen sich Menschen wohlfühlen und die Natur respektieren.

Und wir sind überzeugt, dass es mehr politische Freiräume braucht wie das AZ Köln, der Wagenplatz „Wem gehört die Welt“ oder die Pflanzstelle.

Deshalb sagen wir: Blumen statt Bagger!

Pflanzstelle bleibt!