Nachtrag Werkstattgespräch 18. Februar 2019

Und das soll Partizipation sein?
Lehrreiches vom ersten Werkstattgespräch in Kalk

Dass die Stadtverwaltung Köln ein ganz eigenes Verständnis davon hat, wie  Partizipation funktioniert, war schon länger klar. Im Werkstattverfahren 2017 – inhaltlich ging es dabei um die Neubeplanung eines Teils des ehemaligen Industriekomplexes zwischen Ottmar-Pohl-Platz / Neuerburgstraße und Christian-Sünner-Straße in Kalk – versuchte sie sich an Bürger*innen-Beteiligung. Und scheiterte auf ganzer Linie. In drei Workshops sollten die Kalker*innen ihre Ideen einbringen. Aber entscheiden durften sie nichts. Die Ideen konnten die drei beteiligten Planungsteams aufnehmen – oder auch nicht. Und die Stadt konnte danach eines der drei Teams weiter planen lassen – oder auch nicht. Indirekter geht es nicht.

Zwei Jahre sind seitdem vergangen, aber geändert hat sich gar nichts. Am Montag, dem 18. Februar, lud das Stadtplanungsamt die Kalker*innen in die Aula der Kaiserin-Theophanu-Schule zum ersten von zwei Werkstattgesprächen. Ein Planungsteam um das Architekturbüro BeL, erweitert um Berater der aurelis, stellte die bisherigen – und schon sehr weit fortgeschrittenen – Entwürfe vor, theoretisch eine gute und die vorletzte Gelegenheit, sich auch kritisch zu äußern. Aber so, wie der Abend geplant war, gehörte eine kritische  Auseinandersetzung mit den Plänen leider nicht zu den Absichten der Verwaltung und Ratspolitik. Vorweg: Es gab in der Tagesordnung genau eine Möglichkeit, sich im Plenum zu äußern. Nur Verständnisfragen, hieß es dann vom Moderator. Wer auf diese Weise die Bürger*innen beteiligt, hat Angst vor ihnen.

Alle inhaltliche Diskussion wurde auf eine Kleingruppenphase an vier Stellwände verschoben, an denen sich – kein Wunder bei 400 anwesenden Menschen – natürlich teils heftige Diskussionen entspannen. Auf die Stellwände durfte dreierlei geschrieben werden: Positives, Negatives und allgemeine Anregungen. An allen vier Stellwänden überwog das negative Feedback das positive um ein Vielfaches. Zentraler Punkt auf den Postern war die Forderung, nicht noch die allerletzten Grünflächen in Kalk zuzubetonieren. Später in der Aula, während der Zusammenfassung der Gruppenphase, konnte man sich nur wundern. Fast konnte man den Eindruck eines ausgewogenen Feedbacks gewinnen. Wir von der Pflanzstelle sind jetzt schon gespannt, ob die Kritik gehört wurde. Tendenz: unwahrscheinlich.

Krönender Abschluss des Werkstattgesprächs waren drei Reden. Zuerst durften zwei „Experten“ das Plenum über ihre Meinung informieren. Beide gehörten im Werkstattverfahren 2017 der Jury an. Wie bitte? Zwei Experten dürfen sprechen, aber die Kalker*innen dürfen nicht? Warum sollten wir überhaupt kommen? Ging es der Stadt nur darum, den Anschein von Bürger*innenbeteiligung zu erwecken? Wollte sie einfach ein paar Ideen einsammeln, aber ernsthafte Kritik nicht zulassen? Das ist nicht partizipativ, sondern scheinheilig. Und dann kam der Auftritt von Frau Müller, Leiterin des Stadtplanungsamtes. In geladener Atmosphäre fiel ihr nicht viel mehr ein als dass sicher alle müde seien. Es sei „anständig“, dass jetzt alle nach Hause gingen. Ihre Worte sind sinnbildlich für den ganzen Abend. Wenn’s ungemütlich wird: Ab in die Betten.

Wir in der Pflanzstelle sind tief enttäuscht und stinksauer und zum weiteren Widerstand entschlossen! Zur Partizipation gehört, dass die Menschen mitentscheiden, mindestens aber, dass sie sich äußern können. Beides versagt ihnen die Stadt Köln. So bleiben die „Hallen Kalk“ ein von Oben durchgesetztes Immobilienbauprojekt, dass meilenweit an den Bedürfnissen der Menschen in Kalk vorbei geht.